Die Geschichte des Sternmotors
1927
Mit einem einzelnen Sternmotor flog Charles Lindbergh in seiner "Spirit of St. Louis" die 6000 km von New York ohne Zwischenlandung bis nach Paris.
Quelle: www.bredow-web.de
1930
Mit 12 Sternmotoren hob 1930 ein Dornier-Flugboot (DoX) mit 160 Menschen an Bord über den Bodensee ab und ging später auch auf Fernflug.
Drei kräftige Sternmotoren machten die Ju 52/3m (Tante Ju) ab 1930 zur langjährigen Legende.
Die ursprünglich von dem Typ Whirlwind, USA, dominierte Sternmotor-Szenen, welche in Spirit of St. Louis und auch zunächst in der FW 200 placiert war, wurde bald -und zumindest gleichwertig- mit dem BMW-"Bramo"- Motor geteilt, welcher maßgeblich in der FW 200 und Ju52 eingebaut wurde.
Quelle: www.bredow-web.de
1938
4 Sternmotore zogen 1938 eine FW 200 "Condor" die 7000 km in knapp 25 Std. von Berlin nach New York; Flugkapitän Henke und seine Besatzung verließen ihr Flugzeug in NY gewaschen, rasiert und in tadelloser Uniform und beendeten somit die Abenteuerlichkeit des Fliegens. Im ständigen Westwind überm Atlantik benötigten sie für die gleiche Strecke zurück nur knapp 20 Std.
Der 2. Weltkrieg unterbrach weitestgehend die zivile Luftfahrt und brachte den Sternmotor in ein trauriges Kapitel -in Gestalt von B17, B29 (u.a. Hiroshima u. Nagasaki), Beaufighter, FW 190, Mitsubishi "Reisen" ("Zero") etc.
Versöhnlich erschien dann nach dem Krieg die Super Constellation (Superconny), mit ihrer wetterunabhängigen Druckkabine,
deren 4x2800 PS-Doppelsternmotore mit Höhenladern das herrlich aerodynamisch durchbildete Flugzeug mit fast 500 km/h (als sog. "Starliner")
über Kontinente und Ozeane durch die Stratosphäre zogen.
Quelle: www.superconstellation.org
1947
Nicht zu vergessen seien auch Super-Flugboote wie die "Spruce Goose" ("spröde Gans" -wegen ihrer vollständigen Holzbauweise) mit ihren 8x 3000PS-4fach-Sternmotoren (28 Zyl.) welche ihr Schöpfer, Howard Hughes, 1947 in ihrem einzigen und kurzen Flug steuerte -sowie die "Princess" von Sounders-Roe mit ihren zehn 3780PS-Motoren in 6 Motorgondeln.
Über die beiden letztgenannten Flugzeuge ging die Entwicklung hinweg. Man hatte "auf der Stelle getreten".
Quelle: www.atomictoasters.com
Quelle: www.fotocommunity.de
Zu erwähnen sei noch als "Everlasting" die doppelrümpfige "Noratlas" mit ihren 2 Motoren (u.a. Bristol Hercules,
welche über 40 Jahre lang im rauhen Transportdienst stand.
Unterm Strich ging der Sternmotor gegenüber dem Reihenmotor, gleich ob als Einreiher, V.-, W.-, oder Boxer-Motor als der meist bewunderte hervor
-zumal dieser auch meist mit Luftkühlung statt der gewichtserhöhenden Flüssigkeits-Kühlung auskommt.
Unverwechselbar ist der Sternmotor in seinem "hölzernen" jedoch sonorigen Klang.
Nun, der Sternmotor ist Geschichte (oder doch nicht?); auf jeden Fall hat er einen wachsenden -auch bezogen auf Funktionsqualität-
Kreis von Modellmotorenbauern, ...
Quelle: www.heilemann-sternmotoren.de
... welche Sternmotoren mit sogar als 9-Zylinder (wie Andreas Heilemann), der demnächst sogar einen 18-Zyl. Doppelstern fertigt, bauen.
Vielleicht läßt sich auch dieser dargestellte 2-Takt-Sternmotor verwirklichen (den man bislang als Novum zählen kann).
Sternmotoren in der Kfz-Branche wie im Automobilbau sowie in der Zweirad-Technik konnten sich auf Dauer nicht durchsetzen.
Hierzu zählt auch ein sehr eleganter US-Wagen in Torpedo-Form der frühen 1930-er.
Es ist bedauerlich, daß die frühen Erfinder von Sternmotoren wie:
- - Felx Millet, 1888 (Frankreich)
- - Lawrence Hargrave in den 1880ern (Australien)
- - F.D. Farwell 1896 (USA)
nicht zum Zuge kamen; (ich denke auch in ganz anderer Sache an Erik Sund, dem man billig das Reißverschluß-Patent abluchste).
Den Durchbruch in der Sternmotor-Historie schafften schließlich die Gebrüder Laurent und Louis Seguin 1907 mit einen 7-Zylinder Umlauf-Sternmotor dem bald ein 9-Zylinder folgte.
Waren bei diesen frühen Motoren die Zylinder aus Grauguß (Gußeisen) so ergaben sich massive Kühlungsprobleme;
die Gebrüder lösten das Problem indem sie die Kurbelwelle festsetzten und den Motor mitsamt Propeller rotieren ließen. Diese Art von Motoren zeichnete
sich durch sehr ruhigen Lauf aus, das Kühlproblem war durch genügend Luft, die den Zylindern durch das Umlaufen "zugefächelt" wurde, gelöst.
Erstmalig war mit diesem Motor auch das Gewichtsproblem glöst -es war gegenüber den vorigen Motoren mit bis zu 4,5 kg/PS mit nur 1,5 kg/PS der
damals leichteste; jedenfalls lag die damalige Motorflugwelt diesem Motortyp zu Füßen. Probleme allerdings gabe es in hohem Sprit- und Ölverbrauch
-auch trug durch die erhebliche Masse das hohe Drehmoment einige Probleme in die damals sehr leichten Flugzeugzellen.
Leider brach alsbald der 1. Weltkrieg aus und dieser dem Frieden zugedachte Motor wurde schnell Gegenstand der Kriegsmaschinerie
-auch als Lizenz an die deutsche Motorenfabrik Oberursel noch zuvor in Friedenzeiten wurde ein Umlauf-Doppelsternmotor entwickelt
welcher 160 PS (gegenüber 80 PS in Einfachmotoren) leistete und 1913 den Renn-Eindecker von Deperdussin (FR) als Sieger durch die 200 km/h-Marke zog.
Quelle: www.pilotfriend.com
Wenige Tage vor Lindbergh waren die französischen Flieger Nungesser und Coli von Etretat aus (wo sich auch ein Erinnerungsmal befindet), mit ihrem W-reihenmotorisierten Flugzeug "Oiseau blanc" (weißer Vogel) zur Atlantic-Überquerung gestartet jedoch kamen Sie nie an. Man kann vermuten, das bei den meist herrschenden Westwinden der Sprit ausging oder der Motor versagte. Das Flugzeug wurde letztmalig an der irischen Küste gesichtet. Die Atlantic-Überquerung in Ost-West-Richtung gelang erst 2 Jahre später im Jahre 1929, und das mit Ach und Krach, von Irland aus bis in die amerikanische Sphäre mit Junkers W33 (allerdings mit Reihen-Motor) mit der Besatzung: Köhl, v. Hünefeld und Fitzmaurice.
Es ist recht tragisch, daß die bekanntesten französischen Flieger wie Nungesser und Coli sowie: Mermoz (als 1. Anden-Überquerer) in seinem 4-motorigen Flugboot "Croix de Sud" im Atlantic, Collenot (ehemaliger Bordmechaniker von Mermoz) im "Schwarzen Pott", dem Südatlantic, Saint Exupery ("Saint-Ex") im Mittelmeer, verschollen sind. Ebenfalls blieb der Jagdflieger Guynemer nach einem Flugeinsatz während des 1. Weltkrieges verschollen.
Eine interessante Version eines ebenfalls 4-taktigen Sternmotor, jedoch mit Hülsen- statt Tellersteuerung.
Dieser Motor wurde zunächst als undurchführbares Hirngespinnst abgetan, aus welchen doch schließlich auch ein Everlasting wurde. 2 konzentrische dünnwandige Hülsen mit Ein- und Auslassfenstern sind
zwischen Kolben und Zylinder placiert und über ein aufwändiges Getriebe gesteuert. Dieser Motor war außer in mittleren Transporten auch in dem schweren Jäger Beaufighter,
welchen im Krieg die Japaner den flüsternden Tod nannten, eingebaut.
EPILOG
Mit der Superconny ging die Aera der Großflugzeuge mit Sternmotoren -und überhaupt mit Kolbenmotoren zu Ende; die Flugzeuge mit Turboprop (Vickers, Tupolev) und dann die Jets (d.H.Comet, B 707, Caravelle) brachten ein neues Zeitalter. Um die mehr als 50-jährige Sternmotorzeit abzurunden sei noch mal auf den Schlussrekord der Geschwindigkeit erinnert: Fritz Wendel stellte 1938 auf einer Me 209 einen Rekord auf der erst 30 Jahre später von der Grumman Conquest und recht knapp eingestellt wurde.
Mit dem Tragschrauber (hier mit Hanna Reitsch) und mit dem Hubschrauber von Sikorski ging der Sternmotor in die "Höhe". Mit der Superconny ging auch der Individualismus zu Ende. Gab es insbesondere bei der BOAC in den Sternmotoren
in den verhältnismäßig kleinen Flugzeugzellen nachfolgende 4 Klassen:
Holzklasse > BusinessClass > FirstClass > MajesticClass
Vornehm geht die Welt zugrunde. Die hochgebildete Stewardess welche erst nach harter Vorselektion und dann harter Ausbildung an Bord kam,
ist nun von "Flugbegleitern" mit starken Tragarmen abgelöst worden.
Johannes Müller